Victor TT-61 – the continous desaster

Ich hab mal – auf dem Frickelfest – für zu viel Geld dieses als defekt markierte Laufwerk gekauft. Einfach, weil ich es schön fand. Irgendeinen Grund gibt es ja immer.

Es handelt sich um einen „Original Japaner“, 120 V mit50/60 Hz AC, der über Spartrafo am besten Netz aller Zeiten hängt.

Der Teller dreht sofort nach dem Einschalten los und auf eine Drehzahl von geschätzten 150 U/min hoch. Also etwas viel zu schnell. Erst mal war es ein riesiges Problem einen Schaltplan für dieses Moped zu bekommen, weil der auch primär in Japan verkauft wurde. Zu Glück konnte mir der allwissende Frank S. aus Berlin weiterhelfen. Und damit beginnt das Übel.

Werfen wir einen Blick auf das „Netzteil“:

Die – geregelten – 15 V Versorgungsspannung werden über Widerstand/Kondensator/Diode/Regler direkt aus der Netzspannung erzeugt. Damit liegt Phase quasi an jedem Bauteil an. Mal hochohmiger, mal weniger hochohmig, aber Phase.

Grenzenlos gute Idee! Da meine Oszilloskope alle ordentlich geerdete Messstrippen haben, beginnt hier das Problem Nummer 1.

Der (DC-)Motor selbst wird auch direkt am Netz betrieben über einen Brückengleichrichter und eine diskrete Darlington-Endstufe mit vorgelagerter Aufbereitung des Regelsignals. Selbiges kommt bei meinem Moped nicht an (an R836). Deshalb dreht der auch bis zum Anschlag seiner Fähigkeiten hoch. Soweit so gut. Und damit Problem Nummer 2.

Auf der anderen Seite des Regelkreises kommt von einer separaten Wicklung des Motors ein Speedsignal zurück.

Das Signal vom Motor ist sehr klein und wunderbar sinusförmig. Das läuft auf eine Reihe von Differenzverstärkern.

Und hier kommt der Sollwert für den Regler.

Und was ist das??? Ich dachte zuerst, es wäre eine Art Oszillator. Wien-Brücke ohne die Lampe. Auf jeden Fall seltsam. Und damit Problem Nummer 3

Irgendwann geht es weiter.

Nachtrag vom BösenVinyl@2023-04-19-0717
Ich habe da doch noch ein paar technische Daten zu diesem Laufwerk gefunden. Es gab da wohl auch eine Version des TT-61 die sich mit 100 VAC zufrieden gegeben hat.

AntriebsartDirektantrieb / Direct Drive
MotorServogesteuerter, bürstenloser Gleichstrommotor
TellerDurchmesser 315 mm, 1 kg Aluminium-Druckguss
Geschwindigkeit / Drehzahl33 1/3 und 45 U/min
Gleichlaufschwankungen (wow and flutter)+/- 0,025 % WRMS
Signal-Rausch-Verhältnis (SNR)73 dB
Geschwindigkeitsregulierung+/- 4%
Abmessungen360 x 360 x 120 mm
Gewicht6kg
Stromversorgung100/120 VAC 50/60 Hz
Technische Daten JVC Victor TT-61

Die Geschwister TT-81 und TT-101 sind entsprechend ihrer Nomenklatur in höheren Qualitätsklassen angesiedelt. Nichtsdestotrotz finden sich Angebote in denen von sehr raren und extrem hochwertigen Laufwerken Model TT-61 gesprochen wird 🙂

Kommentare

3 Antworten zu „Victor TT-61 – the continous desaster“

  1. Avatar von BösesVinyl

    Endlich komme ich mal dazu diesen Beitrag zu lesen und ich finde natürlich auch so gut wie keine brauchbaren Informationen zum Victor TT-61.
    Es finden sich aber 550+ Videos von „Michael lp“ aus Hongkong auf DuRöhrst in denen man diesen Direct Drive Turntable in Aktion sehen und hören kann 🙂

    https://www.youtube.com/watch?v=Lfl3rMa9mRQ
    Quiet life JAPAN(David Sylvian)1979 By Victor TT-61 Shelter501MKll #vinyl#EP

    https://www.youtube.com/watch?v=w6_57eg_IBY
    Movin‘ out (Anthony’s song) Billy Joel1977 By Victor TT-61 Shelter 501MKll #vinyl#LP

    1. Avatar von Joe from Nazareth
      Joe from Nazareth

      Hossa! Der hat aber auch schlechte Platten. Ganz schlimm.

      1. Avatar von BösesVinyl

        Von guter Musik war in meiner Antwort aber doch nie die Rede, oder?

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